SZ entzieht 53 ZeitungsausträgerInnen den Zustellauftrag
Das größte deutsche Nachrichtenblatt, die "Süddeutsche Zeitung" (SZ), rühmt sich gerne wegen ihres ach so seriösen Auftretens. Angeblicher Qualitätstjournalismus und sogenannte ernsthafte Berichterstattung schließt jedoch knallharte kapitalistische Verwertungslogik mit ein.
Wie jetzt bekannt geworden ist, hat die SZ den bisherigen Zustellauftrag an die ZeitungszustellerInnen der ZVZ Zentrum GmbH in München entzogen. Somit würden auf einen Schlag 53 KollegInnen, die zum Teil schon über 20 Jahre Zeitungen austragen, arbeitslos oder müssten um eine Neueinstellung unter noch schlechteren Arbeitsbedingungen und Löhnen als bisher betteln.
Wer die Arbeitsrealität von ZeitungsausträgerInnen kennt, weiss um das schon jetzt absolut niedrige Lohnniveau und die nächtlichen Arbeitszeiten dieser KollegInnen. Jetzt soll also die "noble" bzw. "seriöse" SZ von noch billigeren SklavInnen zugestellt werden!
Neben der gnadenlosen kapitalistischen Sparlogik, spielt wohl für die SZ bei dieser Maßnahme ebenso eine Rolle, dass es sich bei den KollegInnen der ZVZ um eine sehr umtriebige und klassenbewusste Belegschaft handelt. Sie hat in der Vergangenheit durch Streiks und aktive Betriebsratsarbeit für ihre Rechte gekämpft und soll nun für alle anderen ZeitungszustellerInnen exemplarisch abgestraft werden.
Dieser Vorgang fügt sich nahtlos in einen seit geraumer Zeit verstärkten Klassenkampf in der Medienbranche ein. Nachdem im letzten Tarifkampf die Einführung eines zweiten, für Neueingestellte gedachten Absenkungstarifvertrags am Widerstand der Gewerkschaft gescheitert ist, haben die Medienkonzerne, allen voran die Südwestdeutsche Medien Holding (zu der auch die SZ gehört), weitere Zeitungsbelegschaften angegriffen. Während eines 80tägigen Streiks der KollegInnen des Schwarzwälder Boten (ebenfalls im Besitz der Südwestdeutschen Medien Holding), der mittlerweile mit einem Teilerfolg der Streikenden zuende ging, haben die DruckerInnen der SZ in München einen Solidaritätsstreik durchgeführt. Auch sie sollen nun abgestraft werden, denn die SZ-Geschäftsleitung versucht aktuell ein rigides Sparprogramm (z.B. durch die Reduzierung der Maschinenbesetzung) auf Kosten der DruckerInnen im Süddeutschen Druckzentrum in München durchzusetzen.
Die FAU München solidarisiert sich mit den 53 KollegInnen der ZVZ und fordert die SZ unmißverständlich zur Zurücknahme der Auftragkündigung auf!