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Der Stressreport 2012 sorgt kurzzeitig für Gesprächsstoff

Einige wenige Tage geisterte das Thema "Stress auf Arbeit" durch die bürgerlichen Öffentlichkeit in Funk, Fernsehen und Printmedien. Anlass war die Veröffentlichung des Stressreports 2012 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Für kurze Zeit sorgte damit ein Zustand für öffentliche Aufregung, der für die Lohnabhängigen im Kapitalismus zum bitteren Alltag gehört. Scheinheilig, und sicher auch nur vorübergehend, wird der Arbeitsalltag - im angeblich besten Wirtschaftssystem - von den Medien als für die Arbeitenden überaus belastend wahrgenommen.

Doch uns lohnabhängig Beschäftigte überraschen die im Stressreport zusammengetragenen Befunde nicht. Sie gehören vielmehr zur krankmachenden Arbeitsrealität im Kapitalismus. Die wichtigsten Fakten im aktuellen Stressreport besagen, dass etwa die Hälfte der Beschäftigten über Termin- und Leistungsdruck sowie über Monotonie und brutale Arbeitsverdichtung klagen. Ein Drittel der Lohnabhängigen lässt sogar die Pausen ausfallen, um das Pensum zu schaffen. Und jede/r sechste Beschäftigte fühlt sich während der Arbeit körperlich und/oder emotional erschöpft. Die Bundesarbeitsministerin von der Leyen und die FunktionärInnen des DGB meldeten sich, wegen der "Misstände" am Arbeitsplatz offenbar erschrocken, in der Öffentlichkeit zu Wort. Natürlich sollen wieder nur kosmetische Verbesserungen vorgenommen werden, ohne zu benennen, dass die krankmachende Arbeitsplatzsituation grundsäztlicher Natur ist und nur der kapitalistischen Logik folgt. Verantwortliche der IG Metall ließen sogar verbreiten, dass u.a. die mangelnde Hierarchie (sic!) in den Betrieben am Stress auf der Arbeit verantwortlich sei. Hallo!?

Eher zum Schmunzeln ist dagegen die Verwunderung, die folgende Erkenntnis aus dem Stressreport in der bürgerlich Medienlandschaft ausgelöst hat: 80 Prozent der befragten Lohnabhängigen sprachen von einem guten sozialen Klima am Arbeitsplatz. Uns erstaunt diese Aussage keinesfalls. Was anderes als die Solidarität und den gegenseitigen Beistand haben denn die ArbeiterInnen dem Mahlstrom aus Kapitalinteressen, Auspressung, Gesundheitsgefährdung, Ausbeutung und Entwürdigung entgegenzusetzen? Arbeit, Wirtschaften und Güterverteilung werden erst dann zur freien Tätigkeit des Menschen führen, wenn das marktwirtschaftliche Prinzip und die kapitalistische Produktionsweise überwunden sein wird. Erst dann können wir in politischer Freiheit und sozialer Gleichheit leben. Solange dies nicht gelingt, wird es noch viele Reporte mit Befunden über die unmenschlichen und entwürdigen Arbeitsbedingungen geben müssen.