Print

Buchhandelskette erfüllt wichtige Forderungen der Gewerkschaft.

Arbeitsgericht beanstandet in Güteterminen illegale Praktiken

 

Der Arbeitskonflikt zwischen der Kunstbuchhandlung Walther König und ihren studentischen Beschäftigten in München nahm Anfang Februar 2021 seinen Anfang. Die Werkstudenten forderten gemeinsam mit der Basisgewerkschaft FAU die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, den Anspruch auf bezahlten Urlaub sowie den Erlass von während der pandemiebedingten Schließungen unrechtmäßig aufgebauten Minusstunden, welche unbezahlt abgearbeitet werden sollten. Mit Beginn des Arbeitskonfliktes wurde den Beschäftigten zudem der Februar- sowie der Märzlohn vorenthalten, nach einer Zahlungsaufforderung der Gewerkschaft wurde der wehrhaften Belegschaft umgehend gekündigt (Nähere Infos auf der Kampagnenseite).

 

Die Beschäftigten und ihre Gewerkschaft bauten daraufhin großen öffentlichen Druck, auch über verschiedene Social-Media-Kanäle auf. Überregionale Medien berichteten und es kam zu Kundgebungen vor Walther-König-Filialen in München, Wien, Münster, Frankfurt und vor dem Stammhaus in Köln. Vor dem Arbeitsgericht München fanden zudem Gütetermine für insgesamt zehn Beschäftigte statt. Hier musste Walther König finanzielle Zugeständnisse machen, eine Richterin riet dem anwesenden Geschäftsführer von Walther König eindringlich, die Arbeitsverträge seiner Firma zu überarbeiten und dem geltenden Arbeitsrecht anzupassen. »Wir wurden in unserer Rechtseinschätzung bestätigt. Walther König hätte sich viel Geld, Ärger und schlechte Öffentlichkeit sparen können, wenn er von vornherein mit uns verhandelt hätte« so Patrick Lohner, Pressesekretär der FAU München.

 

Doch auch ohne Verhandlungen spürte der Buchhändler offenbar den Druck in seiner Belegschaft. So musste er weitreichende Zugeständnisse machen und die Arbeitsbedingungen in allen Filialen grundsätzlich verbessern. Durch den Arbeitskampf der Münchner Kollegen wurde flächendeckend der Lohn von 9,85 € auf 10,60 € angehoben, ein Teil der illegalen Minusstunden waren plötzlich vom Tisch und es wurde eine Corona-Prämie bezahlt, die aber leider deutlich zu gering ausfiel. Zudem werden neuen Werkstudenten nun verbesserte Arbeitsverträge vorgelegt.

 

Dennoch besteht die Unzufriedenheit fort. Für Feiertags-, Wochenend- und Nachtarbeit wird weiterhin kein Zuschlag gezahlt und das herrische Auftreten der Kölner Geschäftsführung gegenüber den Beschäftigten und das undemokratische Unternehmensklima bei Walther König wird in der Belegschaft, der Kundschaft und bei manchen Museen, in denen sich die Filialen befinden, irritiert zur Kenntnis genommen. Die gefeuerten Beschäftigten mussten sich zudem fast alle neue Jobs suchen, einzelne mussten wochenlang auf das vor Gericht zugesagte Geld warten. Die FAU wird den Betrieb jedenfalls weiterhin bundesweit im Auge behalten. Die Belegschaft bei Walther König weiß durch den Arbeitskampf in München, dass Widerstand möglich ist und sie mit einer Gewerkschaft im Rücken konkrete Verbesserungen erkämpfen kann.